4.2.2022
ZEITFREI
In the original songs of the album ZEITFREI the mesmerizing timbre of the classical soprano voice of Maraile Lichdi interweaves with an acoustic and electronic world of sound.
The songs are characterized by the concept of the ambivalence of the temporal in music. In the lyrical, sketch-like texts, always vague and associative, the topics of transience, vanity, disorientation, loss of control, alienation, farewell, sorrow and finally the invincibility of time but also the resilience of man, are reflected in polarising musical levels. These poles are represented in the unstoppable and directed passages of time, to be heard on the one hand in melodies and melodic fragments and on the other in repetitive and ecstatic sound fields.
The inescapability of time is thereby confronted with the ancient desire of man, the utopian ideal of overcoming finiteness by overcoming time itself. The dream to be, and to stay, free of time.
Music and lyrics by Matthias Engelke
Foto series „Vision“ 2021 by Gustav Franz
Essay „ZEITFREI“ in German by Christian Lemmerich
Sound Art Series by Gruenrekorder
Germany / 2022 / Gruen 208 / LC 09488 / GEMA / EAN 4064832826166
Soprano: Maraile Lichdi
Violin, Viola: Helmut Engelke
Violin: Ulrike Mäding-Lemmerich
Music, Lyrics, Piano, Electronics: Matthias Engelke
Foto/Coverart: Gustav Franz
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14.01.2022 Single Release
Ariadne
ARIADNE is the first of three single releases from the new record “ZEITFREI” which features the Soprano Maraile Lichdi.
Music and Lyrics by Matthias Engelke
Soprano: Maraile Lichdi
Violin, Viola: Helmut Engelke
Violin: Ulrike Mäding-Lemmerich
Piano: Matthias Engelke
Ariadne
Zeitfrei zielend
Raumlos tretend
Lichtfrei grünend
Graublau
Herznah atmend
Luftlos singend
Handwärts denkend
Traumweit
Leise zieht mein Aug vorbei
Bergwärts taucht es ein, verschwimmt
Spät, aufgeraut klingt der Atem der Wimper
Fern, unverwahrt schwingt er nach in dem Blinzeln
Zielend, glühend, fühlend
Singend, zählend, schweigend
Glühend, rollend, zeigend
Leuchtend, denkend, fließend
Leise zieht mein Aug vorbei
Bergwärts taucht es ein, verschwimmt
Tränenflut in dem Klange entfacht
Funkelnd, sammelnd, im Traum erlöschend
Frei zielend, frei tretend, frei grünend, blau fühlend
Nah atmend, nah singend, nah denkend, nah zählend
Fern schweigend, durchleuchtend, fern glühend, vollbringend
Grau redend, braun segnend, schwarz rollend, weiß gehend
Alles verkürzt, früh erblüht, schon erblindet
Zweifel errötet im Schatten der Iris
Zeitfrei zielend
Raumlos tretend
Lichtfrei grünend
Graublau
Herznah atmend
Luftlos singend
Handwärts denkend
Traumweit
Leise zieht mein Aug vorbei, in dem Klange
Reviews
nmz, HörBar, 15.3.2022 | Martin Hufer
Eine eigene musikalische Welt stoßen hier Matthias Engelke und Maraile Lichdi auf. Natürlich, wer macht das nicht oder hätte nicht diesen Anspruch. Die eigene Welt hier ist keine gänzlich unbekannte, aber doch nie Gehörte. Diese CD mit ihrem wunderbaren Artwork in Booklet und Cover ist gleichwohl speziell und von unerhörter Faszination. Die Kompositionen begeben sich in einer Mischung aus Original-Klängen (Musique concrète) und mittels weiterer technischer Verfahren verfremdeter Klänge auf Wanderschaft in subtilste Klangmischungen und rhythmische Muster.
Wie soll man das erklären. Die Musik tänzelt gewissermaßen auf Stiltechniken neuer Musik, improvisierter Wirkung und extremer Reduktion des Materials. Darin entschwebt die solistische oder vervielfachte Sopranstimme von Maraile Lichdi, die wie feinster Stahl die Klanglandschaft aus der Kompositionsdose wie ein heißes Messer in Butter teilt oder mal pikst oder eben darüber zu entfleuchen scheint.
Das ist modernste mittelalterliche Musik. Archaisch, klangfigurativ, repetitiv gemischte Muster darinnen halten das Klanggebäude zusammen. Kathedralös, wie Licht bunt gefächert im so dunklen wie reichhaltigen Raum – deutlich knapp auch mal am Kitschton vorbei. Unscharf und präzise in eins. Diesig und klar zugleich. Ein unendlicher Strom und doch gebändigt. Erstarrende Poesie. Erlösend und beklemmend. Trivial und komplex.
Nix für ganz Nebenbei, nix für verklemmtes analytisches Hören. Schön, dass die Garderobe der Avantgarde ein bisschen durchgeklopft wird. Wunderwerk!